Honigbienen vs. Wildbienen

Zum Thema Honigbienen vs. Wildbienen ein Kommentar des 1. Vorsitzenden des Kreisimkervereins Dortmund e.V.

Verehrte Naturfreunde, Imker, Amtsträger, Politiker und Interessierte!

Seitens verschiedener Naturschutzverbände im Bundesgebiet wird aktuell behauptet, die Honigbiene enge den Lebensraum der Wildbienen ein und sei ein erheblicher Nahrungskonkurrent für Wildbienen sowie weitere Insekten. „Die Honigbienen rauben den Wildbienen die Lebensgrundlage.“
Von daher fordern die Naturschutzverbände die Naturschutzbehörden dazu auf, einen 3 km großen Radius um Naturschutzgebiete zu ziehen und dort die Honigbienenhaltung zu verbieten. Einige Untere Naturschutzbehörden und Umweltämter scheinen den Forderungen bereits nachzugeben. Aber auf welcher Grundlage?
Etwa 50% der wissenschaftlichen Gutachten bestätigen die Behauptungen der Naturschutzverbände. Etwa 50% der wissenschaftlichen Gutachten widersprechen den Behauptungen. Eine Pattsituation. 

Fakt ist, dass es um das Jahr 1900 in Deutschland 2.605.350 Bienenvölker gab, die von Imkern betreut wurden. Damals war von einer Konkurrenz zwischen den Insekten keine Rede. Im Jahr 2024 haben deutsche Imker 929.056 Bienenvölker gehalten. Obwohl die Zahl der Bienenvölker seit 1900 drastisch gesunken ist, sollen jetzt die Honigbienen für das Artensterben und einen Verlust an Biodiversität verantwortlich sein. 

Gegen die Interpretation der Naturschutzverbände müssen wir Imker uns offensiv und klar zur Wehr setzen. Denn:
Da stimmt etwas nicht!

Wir, die wir schon seit Jahrhunderten mit der Natur und der Landwirtschaft imkern, wissen, dass sich das Imkern nicht großartig verändert hat. Das Imkern und damit die Honigbiene kann nicht die Ursache für die Probleme sein, die wir schon seit mehr als 20-30 Jahren alle wahrnehmen. 

Die Anzahl der Insekten ist spürbar gesunken. Die Krefelder Studie belegt das eindeutig. Wer 1980 (1.300.000 Bienenvölker) mit seinem Auto 30 Kilometer weit über die Landstraße gefahren ist, musste die Windschutzscheibe reinigen, weil man sonst kaum noch etwas sehen konnte, vor lauter „Fliegendreck“, wie es damals hieß. Heutzutage ist die Scheibe nach 300 Kilometern nicht so verschmutzt, wie damals. Um es polemisch zu sagen: Gäbe es heute noch soviel Insekten wie früher, würden Naturschutzverbände mindestens ein Tempolimit von 20km/h für Autos auf Landstraßen fordern, damit die Insekten ausweichen können. Das ist natürlich Blödsinn und total überspitzt. Aber die eigentliche Frage wird übersehen: „Was ist zwischen 1980 und 2025 passiert, dass es einen derart drastischen Verlust an Insekten gegeben hat?“

Wir Imker stellen niemanden an den Pranger. Aber wir wissen ganz sicher: Es liegt nicht an den Honigbienen!

Die Folgen der Einrichtung von solchen Sperrzonen für Honigbienen wäre verheerend, so die Untersuchung von Schinkel und Teuscher. Die Stadt Dortmund hat 35 ausgewiesene Naturschutzgebiete. Würde dort jeweils ein 3 Kilometer weiter Radius gezogen werden, in dem die Imkerei verboten würde, dann wäre die Imkere in in Dortmund nahezu unmöglich.

Wir müssen reden, miteinander, nicht übereinander. Und wir müssen Kompromisse schließen. Alle!

Stefan Kronenberg

Quellen:
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/hautfluegler/bienen/34670.html
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Imkerei_in_Deutschland?utm_source=chatgpt.com
https://deutscherimkerbund.de/zahlen-fakten/?utm_source=chatgpt.com
https://blogagrar.de/wp-content/uploads/2018/11/bienen_deutschland_seit1961.png
https://www.bmuv.de/faq/was-steht-in-der-krefelder-studie
https://deutscherimkerbund.de/wp-content/uploads/2024/11/nsg-und-pufferzonen-schinkel-dibakt-2-24.pdf
https://www.bund-dortmund.de/umwelt-in-dortmund/naturschutzgebiete/

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